Strasbourg – Rezension

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Da mir das Spiel “Die Bur­gen von Bur­gund” vom Autor Ste­fan Feld schon super gefal­len hat und “Bora Bora” noch ein­mal eine Schip­pe drauf­ge­legt hat, besorg­te ich mir blind auch das Spiel “Stras­bourg” was eben­so vom glei­chen Autor ist. Lan­ge lag es unaus­ge­packt wegen Zeit­man­gel im Regal her­um, bis wir es mit eini­gen ande­ren unge­spiel­ten die letz­ten Male in unse­ren Spie­le­run­den getes­tet haben. Hier unse­re Ein­drü­cke vom Spiel.

Strasbourg
Spiel­ma­te­ri­al

Spielprinzip/​Idee

Stras­bourg im 15. Jahr­hun­dert. Die poli­ti­schen Geschi­cke der Stadt wer­den zu die­ser Zeit stark von den Hand­werks­zünf­ten beein­flusst, wel­che sogar zeit­wil­lig zwei Drit­tel des Rates stell­ten. Wir schlüp­fen in die­ser Zeit in die Rol­le auf­stre­ben­der Fami­li­en der Stadt. Eige­ne Fami­li­en­mit­glie­der wol­len in den Zünf­ten unter­ge­bracht wer­den. Der geschick­te Ein­satz von Ein­fluss­punk­ten ermög­licht es uns, als Lehr­ling, Gesel­le oder Meis­ter auf­ge­nom­men zu wer­den, natür­lich nur unter der Vor­aus­set­zung wir haben das pas­sen­de Geld für die Auf­nah­me­ge­bühr parat. Kei­nes­falls darf die Macht der Kir­che und des Adels unter­schätzt wer­den. Doch nur wer die Plä­ne der Mit­spie­ler am Bes­ten im Auge behält, wird am Ende sieg­reich sein.

Infobox – Strasbourg

Strasbourg - Cover
3 – 5 
ab 12
60

Autoren Ste­fan Feld 
Gra­fi­ker Alex­an­der Jung, Hans-Georg Schneider 
Ver­lag Pega­sus Spiele 
Jahr 2011
The­ma Städ­te­bau, Wirt­schaft, Mittelalter 
Mecha­ni­ken Gebiets­kon­trol­le, Auktion/​Gebote, Pat­tern Buil­ding, Tile Placement 

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Spielanleitung

Die nur 8 – Sei­ten umfas­sen­de Spiel­re­gel ist sehr über­sicht­lich, gut ver­ständ­lich und aus­führ­lich. Alles wird ein­deu­tig beschrie­ben. Die Regeln an sich sind eini­ger­ma­ßen leicht zu verstehen.

Spielmaterial

Wie von Pega­sus gewohnt ist das Mate­ri­al gut, aber hier auch nicht mehr. Durch die gra­phi­sche Dar­stel­lung des Spiel­bret­tes wirkt das Spiel etwas über­frach­tet und kom­ple­xer als es ist.

Die Figu­ren sind alle­samt aus Holz, genau wie die zylin­dri­schen Kap­pel­len und der Run­den­mar­ker und Start­spie­ler­mar­ker. Die Ein­fluss­kar­ten haben eine ange­neh­me Grö­ße, eben­so die Auf­ga­ben­kar­ten. Der Sicht­schirm für die Spie­ler wirkt etwas wack­lig und ist aus dün­ner, geknick­ter Pap­pe. Das Spielt ent­hält noch eini­ges an fum­me­li­gen, klei­nen Papp­tei­len, wie Waren. Die Run­den­ta­feln hin­ge­gen sind aus dicker, sta­bi­ler Pap­pe, eben­so das Geld.

Spielablauf

Jeder Spie­ler erhält am Anfang des Spie­les 5 Auf­ga­ben­kar­ten. Jeder Spie­ler ent­schei­det, wie­vie­le Kar­ten er behal­ten möch­te, er muss aber min­des­tens 1 behal­ten. Die ver­schie­de­nen Auf­ga­ben­kar­ten sind auf einer extra Über­sichts­kar­te ein­zeln erklärt. Dabei gibt es Auf­ga­ben, bei denen Fami­li­en­mit­glie­der im Stadt­ge­biet auf ver­schie­de­ne Art und Wei­se ange­ord­net sein müs­sen, eine bestimm­te Anzahl von Fami­li­en­mit­glie­dern im Rat ver­tre­ten sein müs­sen und noch eini­ges mehr.

StrasbourgStras­bourg wird in Run­den gespielt. Jeder Durch­gang besteht aus einer Planungs‑, einer Aktions‑, und einer Ratsphase.

In der Pla­nungs­pha­se muss jeder Spie­ler für sich fest­le­gen, wel­che Men­ge Ein­fluss­kar­ten er in der Akti­ons­pha­se spie­len möch­te. Man soll­te dar­an den­ken, das der Sta­pel für alle 5 Run­den aus­rei­chen muss. Die Kar­ten wer­den dafür anfangs nach­ein­an­der gezo­gen und auf belie­big vie­le ver­schie­de­ne Hau­fen auf­ge­teilt. Die Spie­ler dür­fen dabei frei ent­schei­den, wie vie­le Sta­pel gebil­det wer­den, und wie­vie­le Kar­ten in wel­chen Sta­pel kom­men. Sobald alle Spie­ler damit fer­tig sind, endet die Pha­se, die Zusam­men­set­zung der Sta­pel darf nun nicht mehr ver­än­dert werden.

Die Akti­ons­pha­se besteht ins­ge­samt aus 9 Schrit­ten, wel­che auf den ver­schie­de­nen Run­den­ta­feln durch die Fel­der A – I gekenn­zeich­net sind. Die ers­ten 7 Schrit­te lau­fen iden­tisch ab, sie unter­schei­den sich nur in den Auswirkungen.

StrasbourgDer Start­spie­ler beginnt, er hat die Wahl, ent­we­der einen sei­ner Ein­fluss­sta­pel auf­zu­de­cken oder zu pas­sen. Wel­chen Sta­pel er auf­deckt, bleibt ihm über­las­sen. Anschlie­ßend ver­fah­ren die ande­ren Spie­ler im Uhr­zei­ger­sinn eben­so. Nun wird anhand der Sum­men der Ein­fluss­punk­te eine Rang­fol­ge gebil­det. Wer die meis­ten Ein­fluss­punk­te auf­ge­deckt hat, belegt den 1. Platz, der mit den zweit­meis­ten den 2. Platz, usw. Wer gepasst hat, darf im aktu­el­len Schritt kei­ne Akti­on aus­füh­ren. Der Spie­ler auf dem 1. Platz wird sofort neu­er Start­spie­ler und bekommt den Start­spie­ler­stein. Je nach Schritt, dür­fen nun 1., 2, oder 3. Spie­ler Aktio­nen aus­füh­ren. Die benutz­ten Ein­fluss­kar­ten kom­men in die Schach­tel zurück, hat jemand aller­dings einen Ein­fluss­sta­pel auf­ge­deckt und dadurch kei­ne Akti­on erhal­ten, darf er eine Kar­te aus die­sem Sta­pel neh­men und ver­deckt unter sei­nen Nach­zieh­sta­pel legen.

StrasbourgDie ver­schie­de­nen Schritte:

  • Adel und Kir­che beein­flus­sen: Der Spie­ler auf dem 1. Platz setzt eines sei­ner Fami­li­en­mit­glie­der auf das Adels­feld des Rates, der Spie­ler auf dem 2. Platz auf das Kir­chen­feld. Alle ande­ren Spie­ler gehen leer aus.
  • Zunft beein­flus­sen: Der Spie­ler auf Platz 1 darf in der jewei­li­gen Zunft einen Meis­ter stel­len, der auf dem 2. Platz einen Gesel­len, und der Spie­ler auf Platz 3 einen Lehr­ling. Alle übri­gen gehen leer aus.

Der Meis­ter darf 3 ver­schie­de­ne Aktio­nen ausführen.

  1. Er stellt ein Fami­li­en­mit­glied auf das ent­spre­chen­de Rats­feld der Zunft.
  2. Er nimmt eine Ware der ent­spre­chen­den Zunft aus dem Vor­rat und legt sie hin­ter sei­nen Sichtschirm.
  3. Er stellt ein Fami­li­en­mit­glied auf ein frei­es Feld der ent­spre­chen­den Zunft im Stadt­ge­biet. Dazu muss er den Preis bezah­len, der auf dem Feld ange­ge­ben ist. Die­se Akti­on ist freiwillig.

Der Gesel­le darf 2 Aktio­nen ausführen:

  1. Er darf eine Ware der ent­spre­chen­den Zunft neh­men und legt sie hin­ter den Sichtschirm.
  2. Er stellt ein Fami­li­en­mit­glied auf ein frei­es Feld der ent­spre­chen­den Zunft im Stadt­ge­biet, Dazu wird der Preis, der auf dem Feld ange­ge­ben ist bezahlt. Die­se Akti­on ist freiwillig.

StrasbourgDer Lehr­ling darf 1 Akti­on ausführen:

Ent­we­der nimmt er sich eine Ware der ent­spre­chen­den Zunft oder er stellt ein Fami­li­en­mit­glied auf ein frei­es Feld der ent­spre­chen­den Zunft im Stadt­ge­biet und zahlt den Preis, der auf dem Feld ange­ge­ben ist.

  • Kauf­leu­te beein­flus­sen: Der Spie­ler auf dem 1. Platz darf sovie­le Waren aus sei­nem Besitz an Kauf­leu­te ver­kau­fen, wie er möch­te. Die Waren kom­men in den all­ge­mei­nen Vor­rat zurück und er erhält den auf­ge­druck­ten Wert an Mün­zen. Alle Spie­ler ab Platz 2 gehen leer aus.
  • Kapel­le benut­zen: Der Spie­ler, des­sen Fami­li­en­mit­glied zu die­sem Zeit­punkt auf dem Kir­chen­feld des Rates steht, nimmt eine Kapel­le und stellt sie auf ein frei­es, run­des Feld sei­ner Wahl im Stadtgebiet.
  • Bau­werk bau­en: Der Spie­ler, der zu die­sem Zeit­punkt auf dem Adels­feld es Rates steht, nimmt sich das Bau­werk die­ser Run­de und legt es auf ein frei­es Bau­feld sei­ner Wahl. Die Bau­fel­der sind die 7 lee­ren Plät­ze im Stadtgebiet.

In der Rats­pha­se erhal­ten die Spie­ler so vie­le Pres­ti­ge­punk­te wie die Anzahl sei­ner Fami­li­en­mit­glie­der im Rat. Der Spie­ler mit den meis­ten Fami­li­en­mit­glie­der im Rat erhält zusätz­lich ein Pri­vi­leg und legt es hin­ter sei­nen Sichtschirm.

StrasbourgDas Pri­vi­leg erlaubt einem in spä­te­ren Run­den, ein­mal als letz­tes zu bie­ten. Wenn der Spie­ler an der Rei­he wäre zu ent­schei­den, ob er passt oder einen Ein­fluss­sta­pel auf­deckt, kann er statt­des­sen das Pri­vi­leg abge­ben. Er setzt damit aus, ohne zu pas­sen, und kommt noch­mal an die Rei­he, nach­dem alle ande­ren Spie­ler sich ent­schie­den haben.

Spielende

Das Spiel endet nach der 5. gespiel­ten Run­de. Nun gibt es noch für ver­schie­de­ne Din­ge Prestigepunkte:

  • Jedes eige­ne Fami­li­en­mit­glied im Stadt­ge­biet bringt je 1 Prestigepunkt.
  • Jede Kapel­le bringt 1 Pres­ti­ge­punkt, für jedes der eige­nen Fami­li­en­mit­glie­der auf den angren­zen­den Feldern.
  • Jedes Bau­werk bringt die dar­auf ange­ge­be­ne Zahl an Pres­ti­ge­punk­ten für jedes eige­ne Fami­li­en­mit­glied, das auf einem Feld waa­ge­recht oder senk­recht direkt an das Feld angrenzt.
  • Für jedes nicht ver­wen­de­te Pri­vi­leg gibt es einen Prestigepunkt.
  • Für jede am Spie­len­de erfüll­te Auf­ga­ben­kar­te erhält man so vie­le Pres­ti­ge­punk­te, wie dar­auf ange­ge­ben. Für jede nicht erfüll­te Auf­ga­ben­kar­te ver­liert man je 3 Prestigepunkte.

StrasbourgFazit

Um es gleich ein­mal vor­weg zu neh­men. Lei­der hat sich das Spiel in unse­rer Spie­le­grup­pe nicht bewährt. Scha­de eigent­lich, stammt es doch von einem Autor, der uns bis jetzt nur tol­le Spie­le beschert hat, nun ja man kann nicht alles haben.

Das Spiel ist mir zu zufäl­lig, man hat auch kei­ne gro­ße Mög­lich­keit dar­auf zu reagie­ren, wenn man man mal eine Akti­on nicht bekommt, dann ist das halt so, und es hat die Pla­nung der gan­zen Run­de durch­ein­an­der gebracht. Auch wer­den die Ein­fluss­kar­ten ja zufäl­lig gezo­gen, auch die erhal­te­nen Auf­ga­ben­kar­ten sind zufäl­lig, sie wer­den zuge­lost. Dies kann schon über Sieg und Nie­der­la­ge entscheiden.

StrasbourgStras­bourg fällt zwar nicht mehr in die Kate­go­rie Fami­li­en­spiel, aber es ist auch nicht son­der­lich anspruchs­voll und kom­plex. Und was hat die­ses The­ma bit­te mit Stras­bourg zu tun? Es könn­te auch in jeder ande­ren x- belie­bi­gen Stadt sich abspie­len. Es ist hier nichts aber auch gar nichts zu erken­nen, was einen spe­zi­el­len Bezug zu Stras­bourg hat, das ken­nen wir ja auch schon aus ande­ren Spie­len, aber hier ist es fast absurd. Es könn­te sich über­all auf der Welt abspie­len. Außer­dem gefällt mir der Auk­ti­ons­me­cha­nis­mus nicht, wie gesagt der Zufall ist mir viel zu groß. Es sind zwar teil­wei­se auch die zwei­ten und drit­ten Plät­ze erfolg­reich, das reißt es für mich aber nicht her­aus. Man muss sei­ne Mit­spie­ler gut ein­schät­zen kön­nen um mit den Ein­fluss­kar­ten erfolg­reich pokern zu können.

Der Ärg­erfak­tor ist also extrem hoch. War­um es zum Ken­ner­spiel des Jah­res 2011 nomi­niert war, kann ich nicht sagen, zum Glück ist es aber zu recht “Vil­la­ge” gewor­den. Viel­leicht tue ich dem Spiel ja auch unrecht, aber ich bin und wer­de damit nicht warm. Aber es muss ja auch sol­che Spie­le geben.

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